Wie wir bereits berichteten, existieren derzeit zahlreiche Neuigkeiten und kontroverse Meinungen zum Thema Cannabidiol und das „Novel Food“-Gesetz der Europäischen Union. Vor kurzem wurden hierin Änderungen vorgenommen, nach denen Nahrungsmittel, die CBD enthalten, womöglich unter dieses Gesetz fallen würden. Die Folge wären kosten- und zeitintensive Zulassungsverfahren für jegliche Nahrungsmittel dieser Art. Am Dienstag haben sich deshalb einem Medienbericht zufolge Interessenvertreter der Industrie zusammengetan und den Dialog mit Offiziellen der Europäischen Kommission gesucht.

Darin haben Sie Argumente hervorgebracht, warum CBD-haltige Lebens- und Nahrungsergänzungsmittel eben nicht als Novel Food gelten sollten. Diese Interessenvertreter bestanden vor allem aus Vorstandsmitgliedern der EIHA (European Industrial Hemp Association). Diese trafen sich am Dienstag mit Vertretern der Arbeitsgruppe „PAFF“ (Plants, Animals, Food and Feed ) um über die aktuellen Änderungen der Novel Food-Regelungen zu diskutieren. Um ihren Standpunkt klarzumachen, kamen sie mit einer überzeugenden Präsentation im Gepäck. Lorenza Romanese (Geschäftsführerin der EIHA) kommentiert das Geschehen kurz nach dem Treffen folgendermaßen:

„Wir haben heute einen guten Start für fundierte Verhandlungen mit der Kommission und den Mitgliedsstaaten eingeleitet.“

Man brachte in diesem Treffen vor allem Gründe hervor, warum die Änderungen schädlich für die EU sind. Als Hauptgründe wurden hier folgende genannt:

  • Das Ende des EU-Binnenmarktes: Durch die neuen Regelungen würde es für europäische Hersteller nahezu unmöglich, zu überleben. Das entstehende Vakuum am Markt würde sehr wahrscheinlich durch den Schwarzmarkt gestopft. Hierfür wurde unter anderem eine niederländische Studie angeführt, aus der hervorgeht, dass 54% aller jetzigen CBD-Kunden auch weiter CBD Produkte kaufen würden, wenn diese illegal wären.
  • Verlust der Marktkontrolle: Durch derart starke Einschränkungen würde die EU vollständig die Kontrolle über den weltweiten Markt abgeben. EU-Herstellern wären die Hände gebunden, während Unternehmen aus USA, Kanada, China und der Schweiz weiter auf dem Vormarsch sind. Man würde vor allem aber auch die Kontrolle über Qualitätsstandards verlieren.
  • Verlust von Arbeitsplätzen in der gesamten Hanfindustrie
  • Verlust der umwelttechnischen Vorteile die durch den Anbau von Hanf in ganz Europa entstehen

Als Novel Food gelten in der EU vor allem Lebensmittel, die vor 1997 keine kommerzielle Anwendung fanden, beziehungsweise bis zu einem gewissen Grad durch EU-Bürger verzehrt wurden. Hierzu gehören neu entwickelte, innovative, durch neue Technologien hergestellte oder typischerweise außerhalb der EU verzehrte Stoffe und Nahrungsmittel. Dadurch ist beispielsweise Hanfsamenöl kein Novel Food, da es bereits vor 1997 in der heutigen EU hergestellt und verwendet wurde.

Neueste Änderungen besagen jedoch, dass Cannabis Sativa-Produkte und daraus gewonnene Produkte, die Cannabinoide wie beispielsweise CBD enthalten, als Novel Foods angesehen werden, da eine Vergangenheit des Verzehrs nicht nachgewiesen werden konnte. Um zu zeigen, dass dies nicht richtig ist, hat die EIHA unter anderem eine Umfrage des Nova Institute aus dem Jahr 1997 angeführt. Hierin hatte man im Auftrag der Europäischen Union 23 Unternehmen ermittelt, die angaben, vor 1997 insgesamt mehr als 255 Tonnen hanfbasierter Nahrungsmittel hergestellt zu haben. Die EIHA argumentierte nun, dass diese unweigerlich CBD enthielten und CBD deshalb kein Novel Food sein dürfe. Es wurden Beispiele aus Deutschland, Italien, Polen, Slowakei und Schweden hervorgebracht. Selbst ein Rezept aus dem 15. Jahrhundert aus dem Vatikan war Teil der vorgestellten Beweise. Die Reaktion seitens der Arbeitsgruppe PAFF kommentierte Daniel Kruse (Vorstandsmitglied der EIHA) folgendermassen:

„Sie waren von den Beweisen und Argumenten, die wir hervorbrachten, beeindruckt. Es wurde klar, dass sie einsahen, dass sich die Mitgliedsstaaten erneut mit dieser Angelegenheit auseinandersetzen müssen.“

Lorenza Romanese fügte dem hinzu:

“Die Rückmeldungen der EIHA-Mitglieder, die in den letzten Wochen halfen, die Beweise zusammenzutragen, waren großartig. Während eines internen Treffens letzte Woche einigten wir uns deshalb darauf, weiterhin Beweise und Argumente zu sammeln und so weiter unsere Position, dass CBD-haltige Hanfprodukte bereits während der gesamten Geschichte Europas verzehrt wurden, zu stärken.“

Es ist erfreulich zu sehen, mit wie viel Leidenschaft aber vor allem auch mit fundierten Argumenten sich derzeit die Interessenvertreter der CBD- und Hanfindustrie gegen das neue Novel Food-Gesetz stark machen. Die EU kann nun nicht mehr wegsehen und wird ihre Entscheidungen entsprechend schon bald überdenken müssen.


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