CBD-Produkte boomen in Wien. Mit „AromaKult“ hält ein weiterer Shop in Mariahilf Einzug, der legales Cannabis verkauft.

MARIAHILF. Wird der 6. Bezirk zu Klein-Amsterdam? Was den CBD-Markt angeht, könnte man diese These aufstellen. Ein weiterer Spieler im legalen Cannabis-Handel hat nämlich gerade eröffnet: „AromaKult“ in der Esterházygasse 31. Auf den ersten Blick ist klar: Hier wird versucht, den Hanf aus der Schmuddelecke zu holen. Weiße Wände, keine Hippiedekoration, die Produkte sauber sortiert. Ein Lifestyle-Geschäft, wie es sie im 6. und 7. Bezirk zuhauf gibt. An den vielen Fläschchen mit CBD-Öl wäre nichts Auffälliges, wären da nicht die großen Gläser mit Cannabis-Blüten – und die sehen auf den ersten Blick fürchterlich illegal aus. So dämonisch, wie man das damals in der Schule gelernt hat.

Die Produkte sind allerdings weder illegal noch gefährlich. Cannabidiol (CBD) ist ein Wirkstoff der Cannabispflanze, der nicht unter das Suchtmittelgesetz fällt – im Gegensatz zum psychoaktiven Tetrahydrocannabinol (THC). Was hier als Cannabisblüten, Öl und Paste verkauft wird, stammt von Hanfsorten, die einen sehr geringen THC-Wert aufweisen. Der Handel damit ist vollkommen legal. Der Konsum nicht berauschend. Die Hanföle stammen vorwiegend von einem Biobauern im Waldviertel.

CBD als Medizin

Alt-68er werden sich fragen: Warum dann überhaupt konsumieren? Dem Wirkstoff Cannabidiol werden zahlreiche medizinische Anwendungsgebiete zugeschrieben. „CBD wirkt ebenfalls beruhigend und entspannend, ohne eine Rauschwirkung zu erzeugen“, sagt AromaKult-Geschäftsführer Stefan Wolyniec. CBD-Produkte würden bei Migräne, Verspannungen, Schlafstörungen oder Regelbeschwerden helfen. „Wir setzen auf eine gesundheitsbewusste Zielgruppe“, ist Wolyniec überzeugt. Dabei sei das Rauchen der Produkte aufgrund der vielfältigen anderen Einnahmeformen eigentlich nur ein Nebenthema. Öle, Pasten und Liquids könnte man konsumieren, ohne die Lunge zu belasten.

Zum Riechen oder zum Rauchen?

Könnte. Der Handel mit CBD-Produkten floriert zwar in Wien, doch was der Konsument damit machen soll oder darf, ist keineswegs klar geregelt. Die Produkte sind nämlich allesamt keine Nahrungsergänzungsmittel. Beim CBD-Hanf-Produzenten Magu ist etwa auf der Homepage zu lesen: „Unsere Produkte sind in Österreich nicht zur Einahme empfohlen. Daher geben wir keine Auskunft bezüglich etwaiger Wirkungen oder Ähnlichem, empfehlen euch aber gerne Ärzte, die sich gut mit CBD auskennen.“ Es würde sich um Aromaprodukte handeln, die zum Riechen, und nicht zum Rauchen gedacht seien, heißt es dort weiter. Auch Stefan Wolyniec kann und will zu konkreten Dosierungen keine genauen Angaben machen. Wolyniec glaubt allerdings, dass die gesetzliche Regelung in Richtung „Superfood“ gehen könnte.

Ob man es nun raucht oder räuchert: Angeboten werden die in der Schweiz produzierten Blüten dennoch. Zusätzlich gibt es beispielsweise auch Haschisch. Beides sieht dem berauschenden Cannabis täuschend ähnlich und hat auch denselben intensiven Geruch – allerdings nie einen höheren THC-Wert als 0,3 Prozent. „Ein wenig THC sei dennoch notwendig, denn damit wird das volle Spektrum der 113 Cannabinoide, der Wirkstoffe im Cannabis, entfaltet“, sagt etwa Hanfbauer Peter Urban. Gerade die Hanfblüten würden auch ein besonders breites Spektrum aufweisen.

ARGE Canna für neue Regeln

Spricht man über die Gesetzgebung zu Cannabis, geht Klaus Hübner von der „Aktionsgemeinschaft Canna“ noch einen Schritt weiter: „Cannabis braucht insgesamt eine neue Regulierung – auch was den Freizeitkonsum angeht.“ Ganz klar setzt sich Hübner für die medizinische Abgabe von Marihuana ein. „Wir vertreten schließlich Patienteninteressen“, sagt er.  Darüber hinaus wäre aber auch eine Qualitätskontrolle für Cannabis sehr wünschenswert. Die Produkte am Schwarzmarkt werden nicht überprüft und seien oft verunreinigt. „Ohne klare Regeln kann niemand die Qualität kontrollieren“, sagt Hübner.

Hanf-Boom in Mariahilf und Neubau

In Mariahilf, aber auch in Neubau, ist man mit derartigen Visionen in guter Gesellschaft. Keine hundert Meter vom neuen AromaKult-Store ist Österreichs Vorreiter in Sachen Hanfshop angesiedelt: Der „Bushplanet“.  Direkt daneben, im Keller, kann man in der „Hanf Botschaft“ durch blühende Hanfpflanzen wie in einem Museum wandeln. Für beide Geschäfte wird auch Stefan Wolyniec als Geschäftsführer angeführt. Auf der Gumpendorfer Straße verkauft das „Aber Ja“ CBD-Produkte und in der Neubauer Stiftgasse ist der CBD-Store „Magu“ regelmäßig ausverkauft. Dort handelt man mit klingenden Cannabisnamen wie „Franz“ oder „Sissi“.

Am 5. Mai findet übrigens wieder der „Global Cannabis March“ statt. In Wien wird der Tag im Rahmen des „Hanfwandertages“ zelebriert. Um 12 Uhr geht es beim Westbahnhof los.


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